Der Britpopper unter den Sportwagen

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Der Britpopper unter den Sportwagen

Beitrag von Cpt. Jag » Fr 28 Mai, 2021 14:41

Wie kein zweites Autos verkörperte der Jaguar E-Type die Aufbruchstimmung der Swinging Sixties, fast wäre auch James Bond damit gefahren. Vor 60 Jahren feierte er Premiere – und sieht noch heute ziemlich fit aus.

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Mods mit E-Type: Britpopper unter sich (Quelle: Corbis Historical/Getty Images)

Elton John hatte einen, George Harrison hatte einen, Tony Curtis, Dean Martin und Peter Sellers hatten auch einen. Fürst Rainier und Fürstin Gracia Patricia fuhren damit durch Monaco. Selbst Salvador Dalí posierte vor seiner Motorhaube, die so grotesk in die Länge gezogen war, als wäre sie einem von Dalís Gemälden entsprungen. Der Jaguar E-Type zählte zweifellos zu den begehrtesten Sportwagen der 60er-Jahre.

Schon seine Premiere am 15. März 1961 auf dem Genfer Automobilsalon war eine Sensation. Seine lasziven Wölbungen und Proportionen, von denen sich mancher Beobachter an einen fahrbaren Penis erinnert fühlte, schienen die Freizügigkeit und den Fortschrittsgeist der noch jungen Dekade vorwegzunehmen.

Zudem war der E-Type deutlich günstiger als seine Konkurrenten. Er kostete damals rund 25.000 Mark und war damit nur etwa halb so teuer wie ein Ferrari 250 GT oder ein Aston Martin DB4. Für einen Wagen mit 265 PS und einem Spitzentempo von 240 km/h war das ein geradezu volkstümlicher Preis.


Der damalige Jaguar-Chef William Lyons war ursprünglich skeptisch, als seine Entwickler ihm eine Adaption der Rennfahrzeuge C-Type und D-Type für den Straßenverkehr vorstellten. Williams wollte Limousinen verkaufen und betrachtete Sportwagen als eher lästiges Nebengeschäft.

Doch in einer Zeit, in der London die angesagteste Stadt der Welt war und in der britische Popmusik die Charts dominierte, entwickelte sich der E-Type schnell zum Zeitgeistphänomen und zum Kulturexport wie die Pilzfrisuren der Beatles und die Miniröcke vom Mary Quant. Bei der Vermarktung gab sich der Hersteller entsprechend progressiv: Eine zeitgenössische Anzeige zeigt eine Frau im dunkelblauen Kleid neben einer Roadster-Version des E-Type, in Verbindung mit dem Slogan „Nobody’s Pussycat“ – niemandes Kätzchen.

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Nebenrolle in „Mit Schirme, Charme und Melone“ (Quelle: PA /Mary Evans Picture Library)


Beinahe hätte auch James Bond einen E-Type gefahren, die enorme Nachfrage nach dem Modell hatte jedoch zu Lieferengpässen geführt, sodass die Produktionsfirma bei den Dreharbeiten für „Goldfinger“ mit einem Aston Martin DB5 vorliebnehmen musste. Eine zweite Karriere als Nebendarsteller machte der E-Type trotzdem: Er war in Hunderten Film- und Fernsehproduktionen zu sehen, von „Ipcress“ über das Remake von „Mit Schirm, Charme und Melone“ bis hin zu „Kommissar Rex“.


Meist kommt er ins Spiel, wenn es darum geht, eine gewisse Weltläufigkeit und Eleganz darzustellen – oder darum, den Hedonismus und die Ungezwungenheit der Swinging Sixties heraufzubeschwören. Ein würdiges Comeback feierte er 1997 als Dienstwagen von Austin Powers – stil-echt mit Union-Jack-Lackierung.

Im Mai 2018 hatte der E-Type einen weiteren großen Auftritt vor dem Windsor Castle. Eine elektrifizierte Version des Roadsters ersetzte bei der Trauung von Meghan und Harry die Hochzeitskutsche – eine Geste, mit der das Brautpaar seine Zukunftsgewandtheit unter Beweis stellen wollte.

Gut erhaltene Modelle werden heute zu Fantasiepreisen gehandelt. Zum Jubiläum enthüllte der Hersteller bei einer virtuellen Veranstaltung am Donnerstag sechs aufwendig restaurierte E-Types aus der sogenannten „Reborn“-Reihe, die jeweils im Zweierpack mit dem Nachfolgemodell F-Type an Sammler verkauft werden.


So erschwinglich wie vor 60 Jahren sind die „wiedergeborenen“ Modelle nicht. Für einen E-Type, der von der Jaguar-Klassikabteilung bis ins kleinste Detail aufgemöbelt wurde, muss man etwa 260.000 Euro einkalkulieren.





Quelle: welt.de
Autor: Heiko Zwirner
Datum: 15.03.2021
XJ 8 Sovereign 4L / 2001
Where ignorance is bliss, 'tis folly to be wise.

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