Jaguar-Designchef verändert einen Klassiker

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Cpt. Jag
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Jaguar-Designchef verändert einen Klassiker

Beitrag von Cpt. Jag » So 11 Jan, 2015 13:09

Wie ist das noch mal bei den Architekten: Sie bauen kantige Paläste aus Stahl und Glas, aber sie wohnen im renovierten Altbau mit Stuckdecke. Etwas Ähnliches ist jetzt in der Autoszene zu beobachten.

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Jaguars Chefdesigner Ian Callum freut sich über den von ihm und für ihn umgebauten Mark 2. Auffälligstes Merkmal: Die Stoßstangen der 60er-Jahre sind verschwunden, der Wagen trägt jetzt moderne, in die Karosserie integrierte Kunststoff-Stoßfänger


Darf man das? Ian Callum, eigenwilliger und selbstbewusster Schotte und im Hauptberuf Chefdesigner bei Jaguar, hat nicht lange gefackelt, sondern sich einen Traum verwirklicht. Gemeinsam mit den Restaurierungs- und Umbauspezialisten von CMC (Classic Motor Cars) in Bridgnorth bei Birmingham hat Callum einen originalen Jaguar Mark 2 so umbauen lassen, wie er ihn entworfen hätte.

Manch Oldtimer-Fan wird da einen kleinen Schreck bekommen, allerdings hat Callum der sportlichen Mittelklasselimousine, die zwischen 1959 und 1969 angeboten wurde, nicht zu viel Gewalt angetan.

Ziel war, die ursprüngliche Form auf jeden Fall zu erhalten, aber die Feinheiten aufregender zu gestalten und dem Auto auch zu zeitgemäßen Fahrleistungen zu verhelfen.



Original ist hier nicht mehr viel


Damit ist dieser Mark 2 für den wahren Oldtimerfreund verloren, denn so richtig original ist hier nicht mehr viel. So arbeitet nun ein 4,3 Liter großer V8 aus dem Jaguar XK unter der Haube, Fahrwerk und Bremsen wurden dessen Leistung angepasst. Und Callum ließ die Stoßfänger in die Karosserie integrieren, so wie bei einem modernen Auto.

"Die Grundhaltung des Mark 2 ist schon exzellent", sagt Callum, "aber ich wollte es noch besser machen. Das Auto ist jetzt 30 Millimeter niedriger und steht auf zweigeteilten Speichenrädern in 17 Zoll." Außerdem fügte Callum an den vorderen Kotflügeln je vier Lüftungsschlitze hinzu – nicht nur, weil er sie liebt, sondern auch, weil der stärkere Motor sie benötigt.

18 Monate hat der Umbau bei CMC gedauert, was er gekostet hat, darüber wird freundlich geschwiegen. Callum wird den personalisierten Mark 2 regelmäßig selbst fahren und kann dabei auch auf eine Technologie zurückgreifen, die Puristen nun total ablehnen.

Tatsächlich wurde in den Mark 2 ein aktuelles Entertainmentsystem eingebaut. Aus dem Armaturenbrett fährt auf Knopfdruck ein Touchscreen aus, über den Callum eine hochwertige Clarion-Anlage bedienen kann. Und für ein paar Lautsprecher musste innen dann auch noch Platz sein.


50 Neuheiten bis 2020

Shocking? Ja, ein bisschen. aber die Aktion passt auch zu dem, wofür Jaguar heute stehen will. "Jaguar war nie eine reine Traditionsmarke", sagt etwa Peter Modelhart, der die Geschicke von Jaguar Land Rover in Deutschland lenkt. "Es ging ihr immer um Fortschritt."

Um das heute besser zu dokumentieren, gibt es nicht nur einen ambitionierten Entwicklungsplan, der von 2015 bis 2020 exakt 50 Produktneuheiten vorsieht. Sondern Jaguar Land Rover hat sich auch eine neue Corporate Identity verordnet. In den nächsten drei Jahren müssen alle bestehenden Händler ihre Schauräume neu gestalten.

Bei ganz neu hinzugekommenen Händlern kann man schon sehen, wie das dann mal aussehen soll: Kühl und modern von außen, dafür warm und beständig innen. Neu ist auf jeden Fall ein sachlich-zurückhaltendes Mobiliar, das beiden Gruppen von Interessenten gemeinsam dient. "Früher waren links die Rattanstühle für die Land-Rover-Kunden und rechts das Chesterfield-Sofa für Jaguar", sagt Modelhart. Damit solle nun Schluss sein.


Im Juni 2015 kommt der Jaguar XE

Die nötigen Investitionen, sagt der Geschäftsführer, würden die Händler schon schultern können, denn auch sie profitierten ja von dem enormen Aufstieg, den beide Marken genommen hätten. Allein von 2012 auf 2013 wuchs der weltweite Absatz von 358.000 auf 425.000 Autos, mithin um 19 Prozent. Und auch das erste Halbjahr 2014 weist einen Zuwachs von weiteren 14 Prozent aus.

Auf dem deutschen Markt sieht das kaum schlechter aus: Land Rover wuchs 2013 um 12,1 Prozent auf gut 14.000 Neuzulassungen, Jaguar um 30 Prozent auf 4160 Exemplare. Dieses Jahr liegen beide Marken jeweils mit mehr als 16 Prozent im Plus.

Und die Aussichten für die Zukunft sind gut, denn im Juni 2015 wird Jaguar den neuen XE bringen, eine Mittelklasselimousine, die gegen BMW 3er, Mercedes C-Klasse und Audi A4 antritt. Die Konkurrenz ist hart, das gibt Modelhart zu. Doch andererseits wachse weltweit das Segment für die Mittelklasse weltweit in den nächsten sechs Jahren von 1,2 auf 1,6 Millionen Stückzahlen.


Nur noch 3,9 Liter auf 100 Kilometer

Auch auf das Potenzial der SUV-Mittelklasse weist Modelhart hin: Das Segment könnte bis 2020 um 15 bis 20 Prozent zulegen. Und es ist ja kein Geheimnis, dass Jaguar an einem SUV arbeitet. Die Studie CX-17 ist jedenfalls fahrbereit, und sie basiert auf derselben neuen Aluminium-Architektur wie der XE. 2016 könnte das Auto fertig sein, doch Modelhart bestätigt in Sachen Jaguar-SUV nichts.

Erst einmal kommt der Pariser Salon Anfang Oktober, der die Weltpremiere des XE bringt und eine weitere Variante der neuen Discovery-Generation von Land Rover. Nächstes Jahr folgt dann der Range Rover Hybrid, der einen Normverbrauch von 6,4 Litern hat.

Und für das sparsamste Dieselmodell des XE gibt Jaguar sogar einen Normverbrauch von nur 3,9 Litern an. Das ist in der Tat modern. Und hat mit der Auto-Wirklichkeit etwas mehr zu tun als die Modernisierung eines Klassikers.

Quelle: WeltN24 2015
XJ 8 Sovereign 4L / 2001
Where ignorance is bliss, 'tis folly to be wise.