Kaufberatung X100

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Anthony
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Kaufberatung X100

Beitrag von Anthony » So 28 Dez, 2014 08:26

Nachdem ich im deutschsprachigen Netz keine zusammenfassende Kaufberatung gefunden habe werde ich hier nach und nach
eine zusammenfassende Kaufberatung erstellen.

Allgemein

"The cat is back"

frohlockt der prachtvolle Premieren-Prospekt 1996, verweist auf die unverhohlenen E-Type-Zitate - ovaler Kühllufteinlass, lange Haube -
und preist den XK8 vollmundig als

"schönsten Jaguar unter der Sonne“

Man sagt dem XK8 nicht nur eine steile Klassiker-Karriere voraus, man kann zugleich Bedenken zerstreuen.
Nein, so ein Jaguar stehe nicht dauernd in der Werkstatt, die Qualität war damals ähnlich gut wie bei den deutschen Wettbewerbern.
Auch der Spritverbrauch hält sich in Grenzen: "Im Alltag kommt man mit elf bis zwölf Litern aus."
Immerhin arbeitet unter der Haube ein potenter Achtzylinder mit vier Liter Hubraum –
im Gegensatz zur landläufigen Volksmeinung übrigens eine eigenständige Jaguar-Eigenentwicklung.
In der Tat erzeugen seine 284 PS beim Tritt aufs Gaspedal zwar nachdrücklichen Schub,
die Eigenschaften des sanften Genießer Autos schüttelt der Jag aber nicht ab.
Deshalb kam die Kompressor-Kraft Kur mit dem XKR - ab 1998 – und 364 PS auf den Markt, übrigens anfangs mit Mercedesgetriebe.

Von Stammtischparolen
"Wer Jaguar fährt, braucht zwei, weil einer immer in der Werkstatt steht"

sollte sich niemand verunsichern lassen, das war zu XK8- Zeiten schon lange nicht mehr so.

Einige Schwachstellen gilt es jedoch im Auge zu behalten.
So ist Rost bei den teilverzinkten Coupés und Cabrios durchaus ein Thema.
Auf der Fahrer- und Beifahrerseite gammeln gern die Unterböden durch.
In den hinteren Kotflügeln sammelt sich gerne Wasser, das dann ebenfalls gerne zu Korrosion im unteren Teil führt.
Die vorderen Fahrwerke neigen zu Verschleiß, speziell an Querlenkerbuchsen, Silentblöcken und Stabis,
immerhin sitzt hier ein 4 Liter V8
Auch gibt es bei vor 1999 gebauten Cabrios manchmal Probleme mit der Verdeck Hydraulik, die ein Wechsel der Ölsorte
und der Austausch der Hydraulikleitungen aber kuriert.
Kettenführungen und -spanner der Vierlitermotoren bestehen aus Kunststoff und können brechen –
dringende Empfehlung: neue aus Alu Guss einbauen, sonst drohen Motorschäden.
Das in Foren diskutierte Thema schadhafter Nikasil-Beschichtungen wird heißer gekocht als gegessen,
jedenfalls bei deutschen Autos.
Nikasil ist eine teure Beschichtung, die aus Nickel und einer Siliciumcarbid - Matrix besteht.
Sie wurde von der Mahle GmbH entwickelt und vorwiegend in hochwertigen Motorenkomponenten
(etwa bei Porsche, BMW, Ferrari, Jaguar etc.) eingesetzt, um die Reibung zwischen Zylindern und Motorblock zu minimieren.
Weil unser Sprit schwefelfrei ist, sind verschlissene Zylinderinnenseiten kaum bekannt.
Ab 2000 (VIN 042775) hatten ohnehin alle Motoren wieder Stahl-Laufflächen.

(Motornummern bis 000818xxx haben Nikasilbeschichtung.) 18.08.2000

Produdktionszahlen

vom XK8 und XKR Serie 1 (1996 - 2002) 4 Liter V8
und der Serie 2 (2003-2005) 4,2 Liter V8



[Quelle: Nigel Thorley, you and your XK8, 2006, ISBN 1 84426 224 8, Haynes Publishing]



Ersatzteile

Versorgungslücken gibt es keine, doch die Kosten liegen auf Luxusklasse-Niveau,
darüber darf der günstige Kaufpreis des Wagens nicht hinwegtäuschen.
Wer direkt bei Jaguar ordert, zahlt meist mehr als bei freien Anbietern

Marktlage

Da viele XK8 ein behütetes Leben als Schönwetterauto fristeten,
lassen sich auch Ersthand-Exemplare mit weniger als 100.000 Kilometern finden.
Noble Marke und hoher Glamour-Faktor sichern die Klassiker-Karriere, den steilen Aufwärtsknick hat die Preiskurve noch vor sich.

Empfehlung

Nicht von vermeintlichen 10.000-Euro-Schnäppchen blenden lassen, auch wenn sie scheinbar noch so gut dastehen.
Auch 15.000 Euro sind für einen offenen Jaguar nicht wirklich viel Geld.

Tipp

auf seriösen Vorbesitz und Wartungshistorie achten, bei Importen Vorsicht vor gedrehten Kilometerzählern!

Karosserie

Die Struktur des X100 Monocoques ist eine komplett neuentwickelte Konstruktion.
Vom Vorgänger dem XJS blieben schließlich nur der Vorteilhafte lange Radstand und die Proportionen der Bodengruppe.
Die Karosse ist nicht nur leichter sondern auch verwindungssteifer als die des XJS.
Die Steifigkeit wurde um 25% gegenüber dem XJS erhöht und rund 30% weniger Blech wurde eingesetzt.
Hochfeste Stähle wurden in der Rahmenstruktur verwendet, welche die Längsträger,
die Gurtverankerungen und die Aufnahme für das Fahrwerk einschließen.
Eingeführt wurde auch ein Seitenaufprallschutz um die Unfallsicherheit zu erhöhen.
Das Cabrio wurde im Schweller Bereich verstärkt.
Eine Kreuzstrebe welche unter dem Motor fest mit dem Rahmen verschraubt wird, sorgt für zusätzliche Steifigkeit.
Jaguar hat das Rostproblem beim X 100 teilweise in den Griff bekommen.
Die von Jaguar für kritisch befundenen Stellen sind verzinkt, weshalb sich der Rost auf die unverzinkten Bleche konzentrieren kann.
Das macht er vor allem dann, wenn der Wagen auch im Winter gefahren und an Pflege gespart wurde.

Chassis

Fahrwerk

Motor

Getriebe

Fahrzeugelektronik

Fazit

Der X100 hat aus meiner Sicht das Zeug dazu, mal als echter Klassiker gehandelt zu werden. Nicht wie ein E-Type
(dazu war er nie spektakulär genug), aber doch, um in einem Buch über mid-life-crisis cars wohlwollend erwähnt zu werden

Grüße Anton
Jage nicht was du nicht töten kannst

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