Ich habe den Wagen von einem Händler, der sich auf Japan-Importe spezialisiert hat.
Er wiederum arbeitet mit einem "Agenten" (ein Engländer) in Japan zusammen, der in seinem Auftrage die Gebote abgibt und die ganze Abwicklung inkl. Verschiffung vornimmt.
Man muss dazu aber kein Händler sein - im Prinzip kann jeder mit dem Agenten zusammen einen Deal machen.
Der Kauf beim Händler hat natürlich den Vorteil, dass man das Objekt genau ansehen kann, der Händler sich um deutsche Papiere und die Vollabnahme kümmert - und auch eine Gewährleistung gibt.
Dadurch ist der Wagen aber kein "Schnäppchen" im engeren Sinne mehr, ist ja klar.
Falls man in Japan direkt zuschlagen will, muss man mit folgenden Kosten rechnen:
1. 30% vom Auktionspreis Zoll / Steuern
2. ca. 1.500 EUR Pauschale für den Agenten
3. ca. 1.500 EUR Fracht nach Europa (Abholung Bremerhaven) plus Speditionskosten ab Hafen
(zusammen mit Kaufpreis alles Vorkasse!)
4. Kosten für Umrüstung (Scheinwerfer), Datenblatt und Vollabnahme.
Mein DD6 wird in Japan für ca. umgerechnet 3000 EUR versteigert worden sein (alte Luxusautos sind relativ günstig, siehe unten).
Also rund 1000 EUR Zoll / Steuern + 3.000 EUR Fracht und Agenturkosten + Umrüstung, Datenblatt, Vollabnahme, Reparaturen ca. 1000 EUR.
Insgesamt wird der Händler rund 8.000 EUR bezahlt haben und mir einen entsprechend höheren Kaufpreis in Rechnung gestellt haben.
Bezahlt habe ich 12.500 EUR, Gewährleistung inbegriffen.
Eigenimport ist etwas für Risikofreudige - was Du wirklich bekommst und welche Schwierigkeiten das Auto bei Umrüstung etc. macht, weisst Du erst, wenn es da ist. Die Japan-Versionen unterscheiden sich in überraschend vielen Details von den Europa-Versionen. Das wird bei anderen Autos und Marken nicht anders sein. Bei älteren Fahrzeugen geht das noch. Ich möchte aber nur ungern vor einem modernen Japan-Mercedes mit Xenon-Linksverkehr-Scheinwerfern und Japan-Navi stehen und mich fragen, wie das auf Deutschland umgerüstet bekomme...
Zu beachten ist, dass nur ein Bruchteil der angebotenen Fahrzeuge Linkslenker sind - in Japan werden nur sehr hochpreisige europäische Fahrzeuge mit dem Lenkrand links verkauft - aus Statusgründen. Zudem ist zu beachten, dass die Fahrzeuge (ähnlich den Importen aus Kalifornien) zwar keinen Rost, aber dafür oft Schäden an Lack (meist schon 2. Lack) und Holz aufweisen. Niedrige Laufleistungen kommen oft vor, allerdings haben die Fahrzeuge aufgrund des Innenstadtverkehrs oft wesentlich höhere Betriebsstunden pro gefahrenem Kilometer. Auch ist die Historie oft nicht aufklärbar.
Angeblich sollen alle Autos vor dem Export einen Radioaktivitätstest durchlaufen (wg. Fukushima) - das Ergebnis meines Autos kenne ich leider nicht.
Die Autos kann man sich vorher hier ansehen, man muss sich allerdings registrieren und im Zweifel auch schnell agieren:
https://japautoauctions.com/
Kurzum:
Licht und Schatten bei Japan-Imports.
Große Chancen stehen gewissen Risiken gegenüber.
Ich würde den Import immer durch einen Händler vornehmen lassen und dann das konkrete Auto unter die Lupe nehmen.
Ein Eigenimport wäre mir persönlich zu riskant.
Zu beachten ist, dass sich der Import auch nur bei älteren Luxusfahrzeugen wirklich lohnt. Diese sind im Unterhalt so teuer, dass deren Wert in Japan sehr gering ist. Anders gesagt: Wer sich in Tokyo einen "alten Jaguar" leisten kann, kann sich auch einen "neuen Jaguar" leisten und will das auch zeigen. Ein Standplatz kostet in Tokyo rund 500 EUR pro Monat und wer das berappen kann, will in der Regel keinen 20 Jahre alten Wagen fahren.
Auch soll es Kilometer-Manipulation etc. inzwischen auch dort geben.
Die Chancen, das von Europa aus im Nachgang aufzuklären, sind gleich Null.
Würde ich das Auto wieder kaufen?
Auf jeden Fall.
Ich bewerte aber Substanz auch höher als lückenlose Historie. Das Objekt, das vor mir steht, ist rostfrei und in sehr gutem technischen Zustand, lediglich Lack und Holz haben etwas gelitten. Das Holz ist inzwischen restauriert, die Lackfrage kommt noch... In diesem Zustand ist ein vergleichbares Auto in Deutschland m.E. kaum mehr zu bekommen, schon gar nicht zu dem von mir gezahlten Preis.
Persönlich finde ich es auch ganz lustig, etwas über "Japan-Jaguare" zu erzählen - das gleicht die mangelnde Historie etwas aus...
P.S.: Der Verbrauch wird in Japan in "Kilometer pro Liter" gemessen, man liegt mit "6" lt. Bordcomputer also ganz gut. Wenn man Gas gibt, dann sogar nur "5".
